Bis an das Ende der Nacht by Christopher Coake Sabine Roth

Bis an das Ende der Nacht by Christopher Coake Sabine Roth

Autor:Christopher Coake Sabine Roth
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: PeP eBooks


Als Jimmy und April weg waren, stellte Dana sich in eine Ecke, wo sie noch einen Eierpunsch trank und sich möglichst unsichtbar zu machen versuchte. Sie beobachtete Bryan, wie er seine Runden drehte, sich von einer Gruppe lachender Angestellter zur nächsten treiben ließ. Sie liebten ihn alle. Und zu Recht - Bryan liebte sie schließlich auch. Dana versuchte, nicht an Jimmy zu denken, an seinen harten Bauch unter ihrer Handfläche. Aber sie brauchte nur die Augen zu schließen, schon war es wieder ganz und gar präsent.

Eine halbe Stunde später kam Bryan zu ihr zurück.

Na?, sagte er. Es tut mir leid wegen vorhin, okay?

Er bückte sich etwas, um sie auf die Schläfe zu küssen; sie drehte den Kopf weg. Es passierte ganz von allein.

Mir auch, sagte sie rasch. Ich - mir ist nicht gut.

Was hast du? Bryan trat dicht an sie heran und legte ihr die Hand auf die Taille. Schatz?

Der Magen. Ich hab zu viel getrunken.

Bryan sah sich suchend um - nach der Toilette, nahm sie an, oder nach einem Stuhl, den er ihr unterschieben konnte. Die Glöckchen an seiner Nikolausmütze klingelten.

Sie berührte ihn am Ellbogen. Schatz, es tut mir furchtbar leid - aber könntest du mich vielleicht heimbringen? Ich sollte besser nicht mehr fahren, glaube ich, und ich muss mich hinlegen.

Seine Augen weiteten sich. Sie musste sich eine kleine grimmige Befriedigung darüber eingestehen, dass sie seine sorgfältige Planung so über den Haufen warf. Oder warum hatte sie es sonst gesagt?

Ja … sagte Bryan. Hmm - lass mich kurz mit Dave und Mary reden -

Ist gut. Ich warte im Auto, in Ordnung? Es tut mir leid.

Diesmal meinte sie es so. Bryan sah völlig panisch aus.

Draußen schneite es jetzt stark; die beschnittenen Büsche entlang der Ziegelmauer des Foyers trugen bereits malerische Schneehäubchen. Dana stakste vorsichtig über den Parkplatz, stützte sich an fremden Kühlerhauben ab, immer halb in der Erwartung, Jimmy aus den Schatten auftauchen zu sehen, süffisant und schön. Als sie endlich im Auto saß, war ihr eisigkalt. Sie stellte die Heizung an, klemmte die Hände unter die Achselhöhlen und sah ihren Atem, der sich dampfend vor dem Beifahrerfenster ringelte, und durch den Atemdampf die immer dicker werdende Schneedecke auf der Motorhaube des Nachbarwagens.

Aber das hier war nur Ohio-Schnee - Puderzucker. Dana war in Colorado aufgewachsen, wo die Winter Ernst machten. Sie vermisste die Berge im Winter, die endlosen Flächen hüfttiefen Schnees, von keiner Radspur durchzogen, nirgends zu Schneematsch zusammengedrückt.

In der Unfallnacht hatte es sehr viel schlimmer geschneit, das stand fest. Der Schnee damals war auf einer Eisschicht liegengeblieben, herbeigewirbelt von Winden, die über die Bergkuppen heranfegten. Das war auch so etwas, was man im Mittleren Westen kaum je erlebte: Schneestürme, die einem wirklich Angst machten, die Unheil mit sich trugen.

Sie hatte einen anderen Mann geküsst. Jimmy hatte sie geküsst, und sie hatte ihn zurückgeküsst, und dann hatte sie ihn weggestoßen.

Bryan öffnete die Tür und kletterte hinters Lenkrad. Wie geht’s dir jetzt?, fragte er.

Besser. Sie wedelte mit der Hand. Die frische Luft.

Wir kriegen dich schon heim, sagte Bryan und streichelte ihr Knie.



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